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Fremdbilder – Selbstbilder: Kulturtransfer und Transkulturation als ästhetischer und politisch-religiöser Diskurs in höfischen Bildkonzepten des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit im Alten Reich

Laufzeit: 01.09.2006 - 01.08.2009

Partner: Mitarbeiterin: Ruth Hansmann M.A.

Förderkennzeichen: MU 2478/1-1

Förderung durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Kurzfassung


Ziel des Projekts ist es, die Bedeutung deutscher Fürstenhöfe für künstlerische Transkulturationsprozesse
im nördlichen Europa am Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit (ca. 1470-1550)
darzustellen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Rezeption und Transformation italienischer
und niederländischer Bildkonzepte in den höfischen Bildkonzepten des Alten Reichs und die
Bedeutung der Implementierung fremder Bildmuster in vorhandene eigene ästhetische Traditionen für
die verschiedenen...
Ziel des Projekts ist es, die Bedeutung deutscher Fürstenhöfe für künstlerische Transkulturationsprozesse
im nördlichen Europa am Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit (ca. 1470-1550)
darzustellen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Rezeption und Transformation italienischer
und niederländischer Bildkonzepte in den höfischen Bildkonzepten des Alten Reichs und die
Bedeutung der Implementierung fremder Bildmuster in vorhandene eigene ästhetische Traditionen für
die verschiedenen Aufgaben und Formen höfischer Repräsentation. Auf der Grundlage der jüngeren
methodischen wie inhaltlichen Forschungsansätze der bildwissenschaftlich und rezeptionsästhetisch
ausgerichteten Kunstgeschichte wie der interdisziplinären Residenzenforschung sollen die höfische
Malerei und Graphik von Künstlern wie Cranach, Dürer, Altdorfer, Baldung Grien, Strigel, Ribestein
oder Beham einerseits auf ihre eigenständige Auseinandersetzung mit den innovativen Bildkonzepten
Italiens und der Niederlande und andererseits auf die Integration in den funktionalen Kontext der
höfischen Bildmedien im Alten Reich hin untersucht werden. Dieser Forschungsansatz geht weit über
die bisherigen Versuche einer überwiegend stil-, motiv- oder künstlergeschichtlich argumentierenden
vergleichenden Analyse hinaus, da die Phänomene einer stilistischen bzw. formengeschichtlichen
Rezeption stets auf ihren Zusammenhang mit der Funktion und Konzeption der Bildwerke hin befragt
werden. Zu den besonderen Formen und Aufgabenstellungen höfischer Bildmedien im Alten Reich
gehörten in dem zu behandelnden Zeitraum das vielfältig kontextualisierte Porträt, das Andachts- bzw.
Altarbild in regentenethischer wie dynastisch-memorialer Perspektive, Bildzyklen zu Themen der
damals aktuellen normativen Regentenethik (Tugendbilder), Bilder(kampagnen) im Konflikt um die
neuen, protestantischen Landesfürstentümer sowie mythologische Bildserien, deren Inhalt und Form
die zugrundeliegenden italienischen Bildmuster auf eigene Weise abwandeln. Nicht zuletzt anhand der
mythologischen, historisch argumentierenden Bilder (z.B. aus der Cranach-Werkstatt oder von
Altdorfer) lässt sich das intensive Wechselverhältnis zwischen höfischer Malerei oder Graphik und
dem von deutschen Humanisten entwickelten Geschichtsbild einer „germanischen“ Antike bzw.
Genealogie aufzeigen. Hier wird das Forschungsprojekt die in der jüngeren literatur- und
kunstwissenschaftlichen Forschung nachgewiesenen Konzepte eines deutschen bzw. „nordischen“
Gegenentwurfs zur italienischen Renaissance um eine präzise bildwissenschaftliche und
rezeptionsästhetische Perspektive erweitern helfen. Zu dieser Perspektive gehört auch wesentlich die
Frage, ob sich Ansätze einer von Italien unterschiedenen, eigenständigen, explizit formulierten wie
„gemalten“ Kunsttheorie nachweisen lassen.
Das Projekt ist ein Teil eines interdisziplinären Projekts in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Karl - Heinz
Spieß, Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters (Greifswald) mit dem Thema "Die Schatz- und
Silberkammern der deutschen Reichsfürsten als ein Beispiel für Kulturtransfer im späten Mittelalter"
und Prof. Dr. Udo Friedrich, Lehrstuhl für deutsche Literatur des Mittelalters (Greifswald) mit dem
Thema "Kulturtransfer am pommerschen Fürstenhof im 15. und 16. Jahrhundert (1474-1560)". Zur
Förderung der Zusammenarbeit werden regelmäßige Arbeitstreffen und Diskussionsforen aller
Projektbeteiligten eingerichtet. Darüber hinaus soll nach Abschluss des zweiten Projektjahres eine
Tagung durchgeführt werden, um die bisherigen Forschungsergebnisse in einem größeren
wissenschaftlichen Rahmen zur Diskussion zu stellen. Ziel eines solchen Kolloquiums ist es auch, die
in den Teilprojekten notgedrungen fehlenden, für die Untersuchung des höfischen Kulturtransfers aber
wichtigen anderen Disziplinen (z.B. die Musikwissenschaft) mit zu berücksichtigen. Die Ergebnisse
des Gesamtprojekts werden zum einen in den monographischen Forschungsarbeiten der drei
Teilprojekte (Dissertation) aufbereitet und zum anderen durch einen gemeinsamen größeren Aufsatz
der drei Antragsteller ergänzt.
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