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"Was tun mit den ´besonders Schwierigen´ ... ?" - ; Sozialpädagogische Diagnostik und Krisenintervention

Laufzeit: 01.04.1999 - 31.03.2002

Partner: Landesjugendamt Rheinland; in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Köln und freien Trägern;

Kurzfassung


I.Ausgangslage, Fragestellungen und Erkenntnisinteresse; Anlaß für das laufende Forschungsprojekt war die - nicht nur für die Stadt Köln geltende - Situation, daß es (wie schon immer in der Geschichte öffentlicher Erziehung) Kinder und Jugendliche gab und gibt, die von den vorhandenen erzieherischen Hilfen nicht angemessen erreicht werden und die die örtliche Jugendhilfe an ihre Grenzen bringen: an die Grenzen ihrer Strukturen und Handlungskonzepte, ihrer Zuständigkeiten und gesetzlichen...I.Ausgangslage, Fragestellungen und Erkenntnisinteresse; Anlaß für das laufende Forschungsprojekt war die - nicht nur für die Stadt Köln geltende - Situation, daß es (wie schon immer in der Geschichte öffentlicher Erziehung) Kinder und Jugendliche gab und gibt, die von den vorhandenen erzieherischen Hilfen nicht angemessen erreicht werden und die die örtliche Jugendhilfe an ihre Grenzen bringen: an die Grenzen ihrer Strukturen und Handlungskonzepte, ihrer Zuständigkeiten und gesetzlichen Aufträge und auch an die Grenzen öffentlicher Akzeptanz für abweichendes und auffälliges Verhalten. In Köln zählen zu dieser Gruppe junger Menschen insbesondere:
1) drogengebrauchende Mädchen und Jungen (ab ca. 12 Jahren) die sich vorrangig in den großstädtischen Szenen, z. B. an der Kölner Domplatte, aufhalten
2)Mädchen und Jungen, die weder in gruppenförmigen noch in familiären Erziehungsarrangements versorgt und erzogen werden können sowie
3) (überwiegend männliche) Jugendliche, die bereits als (Straf-)Täter sexueller oder anderer gewalttätiger Übergriffe ermittelt/verurteilt wurden.
Insgesamt ist die Anzahl dieser Jungen und Mädchen in Köln und anderswo sicherlich geringer, als Medienberichte es vermuten lassen. Dennoch sind es gerade diese Grenzfälle, die sich häufig zwischen den Systemen Jugendhilfe und Jugendpsychiatrie bewegen, die die Jugendhilfe immer wieder mit ihren eigenen Schwächen konfrontieren und die - medienwirksam inszeniert - im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung und Bewertung stehen. Obwohl in den letzten Jahren die Ansätze flexibler Jugendhilfeangebote zunehmend entwickelt und umgesetzt worden sind, gerät die Jugendhilfe im Umgang mit diesen Mädchen und Jungen dennoch regelmäßig in Situationen, in denen den Professionellen "nichts mehr einfällt".
Ziel des Forschungsprojektes ist es deshalb, sich durch die Analyse von Einzelfällen und die Entwicklung von Handlungsorientierungen für die Jugendhilfepraxis in die (wieder) aktuelle Diskussion um die Frage des Umgangs mit den Kindern und Jugendlichen einzumischen, mit denen die Jugendhilfe Schwierigkeiten hat. Vier zentrale Fragestellungen bilden in diesem Zusammenhang den roten Faden für das Projekt:
1. Wie geraten Kinder in besondere Schwierigkeiten und werden zu ´besonders Schwierigen´ (gemacht)?
2. Woran erkennen SozialpädagogInnen/SozialarbeiterInnen, daß Kinder in besondere Schwierigkeiten geraten und zu ´besonders Schwierigen´ zu werden drohen?
3. Was hilft Kindern aus besonderen Schwierigkeiten? 4. Was brauchen PädagogInnen, um Kindern aus besonderen Schwierigkeiten herauszuhelfen? II.Projektbausteine und Arbeitsschritte
1.) Fallkonsultationen als Instrument zur Qualifizierung sozialpäd. Diagnostik; Wie "gut" oder "schlecht" es sozialpädagogischen Fachkräften gelingt, ein Kind bzw. eine/n Jugendliche/n in seiner/ihrer Lebensgeschichte, den prägenden Erfahrungen und dem Geworden-Sein "zu verstehen", ist Dreh- und Angelpunkt für die Entwicklung akzeptabler Angebote der Hilfe und Unterstützung. Aktuell verfügt die Jugendhilfe/Sozialpädagogik aber weder über eine geübte und etablierte Praxis qualifizierter Fallberatung, noch existieren ausreichend entwickelte Verfahren einer sozialpädagogischen Diagnostik, die für den Alltag der Jugendhilfe praktikabel sind. Durch die im Projekt durchgeführten Fallkonsultationen sollen deshalb Verfahren erprobt werden, die dem Ziel dienen, die Fallberatung zu qualifizieren und Instrumente für ein sozialpädagogisches Fallverstehen zu entwickeln, die gleichzeitig "differenziert und robust,; "verstehend und lösungsorientiert, "ressourcenorientiert und Defizite benennend,; "beteiligungsorientiert und professionell zugleich sind,; "und die die Komplexität familiärer Krisen reduzieren statt Probleme zu vervielfachen. Darüber hinaus sollen die vorgestellten Lebensgeschichten der Kinder und Familien darauf-hin analysiert werden, ob es wiederkehrende Schlüsselsituationen gibt, aus denen Kriterien und Hinweise abgeleitet werden können, um drohende Eskalationen familiärer Krisen- und Notsituationen frühzeitig zu erkennen und diesen entgegenzuwirken.
2.) Entwicklung verbindlicher, fallbezogener Trägerkooperationen, auch in und für Krisen- und Notfälle im kommunalen Jugendhilfesystem sind Träger bzw. ihre Leistungen häufig nicht ausreichend koordiniert; es gibt nur wenig tragfähige Kooperationen, Träger arbeiten eher nebeneinander, Trägerprofile bestimmen den Zuschnitt individueller Hilfen u.s.w. Eine zuverlässige Krisenintervention kann jedoch nur gelingen, "wenn das Hilfesystem , d.h. die HelferInnen und ihre Organisationen - ausreichend stabil sind, um die Dynamiken familiärer Krisen und kindlicher Enttäuschungen auszuhalten,; "und die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachkräften und ihren Institutionen zuverlässig und belastbar ist. Dies ist eher zu gewährleisten, wenn für solche weniger "geläufigen" Kooperationen spezifische Regeln und Verfahren entwickelt werden, die den Diskontinuitäten von Familien entgegenwirken und die handelnden Personen davor schützen, auch in den professionellen Bezügen ausschließlich von der Belastbarkeit ihrer persönlichen Beziehungen zu BerufskollegInnen "abhängig" zu sein. Im Rahmen des Forschungsprojektes sollen diese Formen der Kooperation einzelfallbezogen entwickelt und gestaltet werden.
3.)Entwicklung und Erprobung kontinuierlicher personaler Zuständigkeit ; In der Regel sind die biographisch erfahrenen Muster von Kindern in "besonders schwierigen Lebenssituationen" geprägt von Unzuverlässigkeiten, Enttäuschungen, Versagungen, Vernachlässigung und Gewalt, wobei sich die Erfahrung von Diskontinuitäten und "Brüchen" in der Regel im System öffentlicher Erziehung häufig wiederholt/spiegelt. Erklärtes Ziel der Jugendhilfe ist es aber, in ihrer Subjektivität beschädigten Kindern neue, verläßliche Erfahrungen der Beziehungsgestaltung zu ermöglichen. Als ein Ziel des Modellprojektes sollen deshalb Möglichkeiten einer längerfristig gesicherten personalen Verantwortung und Beziehung für einen jungen Menschen fachlich entwickelt, rechtlich geprüft, politisch diskutiert und exemplarisch in Köln umgesetzt werden. Dies beinhaltet nicht (zwingend) die permanente Begleitung, Betreuung und Versorgung eines jungen Menschen im Alltag; ebenfalls handelt es sich bei diesem Modell nicht (zwingend) um eine institutionelle Zuständigkeit.
III.Erste Ergebnisse und aktueller Stand des Projektes
Im Mittelpunkt des ersten Projektjahres stand die Analyse von Einzelfällen im Rahmen der Fallkonsultationen. Ausgehend von bislang sieben konkreten Lebens- und Hilfegeschichten wurde herausgearbeitet, welche materiellen, psychosozialen und biographischen Belastungen und Krisen Kinder in "besondere Schwierigkeiten" bringen, die sich dann in "besonderes schwierigen" Verhaltensweisen aktualisieren können. Ebenso wurden in diesen Fallanalysen die Reaktions- und Handlungsmuster des Hilfesystems herausgearbeitet und die wechselseitige Bezüge zwischen Klienten- und Hilfesystem untersucht. Im Verlauf dieser Fallberatungen haben sich die zu Beginn des Projektes formulierten Annahmen im wesentlichen bestätigt: "Die Jugendhilfe erkennt häufig nicht bzw. nicht frühzeitig genug, dass Kinder und Jugendliche zu den sogenannten ´Schwierigen´ zu werden drohen, und in welcher Form sie selbst heftig an dieser Entwicklung mitwirkt. "Die Suche nach schnellen Lösungen aufgrund hohen Problemdrucks verhindert ein angemessenes Fallverstehen und das Erkennen der eigenen Verstrickung in die Dynamik familiärer Krisen und Eskalationen. "Resultat ist, dass die Jugendhilfe und ihre HelferInnen eher zur Verschärfung kritischer Lebenssituationen beitragen statt sie zu entschärfen, und sie sich selbst bestenfalls kurzzeitig von ihrem hohem Arbeits- und Problemdruck entlasten können. "Der ´Schlüssel´ zum Verständnis von Kindern und Jugendlichen in besonders schwierigen Lebenslagen liegt nicht (allein) in den Kindern/Jugendlichen und ihren Familiensystemen selbst, sondern in der Interaktionsdynamik zwischen dem Familien- und dem Helfersystem und den sich daraus ergebenden Wirkungen. Nun geht es im Weiteren darum, die gewonnenen Erkenntnisse übergreifend zu systematisieren und in den noch ausstehenden Fallberatungen (bis zum Jahresende) weiter zu überprüfen. Zudem beginnen wir aktuell, die konkrete Umsetzung des nächsten Projektschrittes - d.h. die Frage nach einem kontinuierlichen Fallmanagement und einer dauerhaften personalen Zuständigkeit - zu planen.
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  • Fallanalyse Sozialpädagogische Diagnostik Krisenintervention Jugendhilfe Fallverstehen Fallmanagement Hilfen zur Erziehung Trägerkooperation

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