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Manipulationen. Modellformung, Bildrelief und kubische Denkfigur als Momente des Mitstreits

van Gastel, Joris; Hadjinicolaou, Yannis; Rath, Markus (Hrsg). Paragone als Mitstreit. Berlin. 2014 S. 79 - 98

Erscheinungsjahr: 2014

Publikationstyp: Buchbeitrag

Sprache: Deutsch

Doi/URN: 10.1524/9783050095639.99

Volltext über DOI/URN

Inhaltszusammenfassung


Der sich in der Frühen Neuzeit vollziehende Wandel der Bildgenese war entscheidend von einer zunehmenden Verwendung plastischer Modelle geprägt. Die über Jahrhunderte tradierte Praxis, figurale Prototypen durch Mustervorlagen zu transferieren, wurde nun durch eine eigenständige zeichnerische Vorbereitung und damit einhergehend durch eine Produktion plastisch formbarer Vorlagen ergänzt. Laurie Fusco hat beispielhaft anhand des Schaffens Antonio Pollaiuolos aufgezeigt, wie dieser antike Vorlage...Der sich in der Frühen Neuzeit vollziehende Wandel der Bildgenese war entscheidend von einer zunehmenden Verwendung plastischer Modelle geprägt. Die über Jahrhunderte tradierte Praxis, figurale Prototypen durch Mustervorlagen zu transferieren, wurde nun durch eine eigenständige zeichnerische Vorbereitung und damit einhergehend durch eine Produktion plastisch formbarer Vorlagen ergänzt. Laurie Fusco hat beispielhaft anhand des Schaffens Antonio Pollaiuolos aufgezeigt, wie dieser antike Vorlagen und eigene plastische Modelle in variantenreichen Abwandlungen zum Einsatz brachte. Unterschiedliche Verfahren der Drehung und Spiegelung der Gestalt (bzw. der Kontur), etwa in seinem Blatt Drei nackte Männer oder noch variantenreicher im berühmten Kupferstich der Kämpfenden Nackten, offenbaren über die tradierten Rückbindungen an mittelalterliche Übertragungsverfahren hinausreichende innovative Darstellungsmodi des bewegten Körpers. Sowohl Maler als auch Bildhauer des Quattrocento bedienten sich im Rahmen der Werkvorbereitung dreidimensionaler Modelle. Für die Frage nach einer intermedialen Durchdringung von Malerei und Bildhauerei, jenen Gattungen, die stets als am prominentesten wettstreitende Kontrahenten der ‚Paragone-Debatte‘ unter den Renaissancekünstlern herausgestellt werden, erweist sich das manuell präparierte Modell in dreierlei Hinsicht von besonderer Bedeutung: Erstens erscheint die durch Modellierung gewonnene plastische Vorlage als Zwischenform, die zunächst im bildhauerischen Prozess entsteht, um anschließend für die zeichnerische Vorbereitung von Malerei und Skulptur gleichermaßen hilfreich zu sein. In ihrer allgemeinen Verwendung steht sie am Ausgangspunkt einer gattungsvereinenden Bildproduktion, die im Speziellen im Typus des „Malerbildhauers“ kulminiert. Zweitens dienten jene Modelle zur zeichnerisch-malerischen Erkundung körperlicher Bildwerte, die im Begriff rilievo gebündelt sind. Die statischen Model le aus Ton, Wachs, Gips und anderen Materialien, aber auch hölzerne bewegliche Gliederpuppen, waren Bindeglieder einer Transgression des Körperlichen in das flächige Bild. Drittens sollten die plastischen Modelle als Folge ihrer realen Manipulation in variable, kubische Denkfiguren übertragen werden. Durch Normierungs- und Geometrisierungsprozesse wurden nun auch virtuelle Körpermodule gestaltet und eingesetzt. Das bildlich arrangierte Körperschema erweist sich hier als Pendant zum plastischen Modell. Beide sind Zeugen eines Gattungsgrenzen überwindenden gestalterischen Mitstreits, der dem Streben nach einer überzeugenden Bildkomposition entspringt.» weiterlesen» einklappen

  • Art History
  • Kunstgeschichte
  • Paragone
  • Rilievo
  • Frühe Neuzeit
  • Modellierung

Klassifikation


DDC Sachgruppe:
Allgemeines, Wissenschaft

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