Substanzaktivität. Farbe als prima materia im Andachtsbild der Frühen Neuzeit
Zeitschrift für Kunstgeschichte. Bd. 83. H. 3. Walter de Gruyter GmbH 2020 S. 334 - 359
Erscheinungsjahr: 2020
Publikationstyp: Zeitschriftenaufsatz
Sprache: Deutsch
Doi/URN: 10.1515/zkg-2020-3004
Inhaltszusammenfassung
Eine nur 34,7 × 29,4 cm große Tafel aus der Accademia Carrara in Bergamo birgt trotz ihres geringen Formats eine komplexe Komposition. Die in Tempera und Gold auf Kirschholz ausgeführte Madonna dell’Umiltà von um 1450 wird nunmehr statt Fra Angelico Benozzo Gozzoli zugeschrieben. Eher zart und keineswegs bildfüllend sind Mutter und Kind ins Zentrum gesetzt, wodurch dem spannungsgeladenen Hintergrund mehr Raum zugestanden wird. Dieser stellt eine bipolare Bildtheologie vor: Horizontal in zwei ...Eine nur 34,7 × 29,4 cm große Tafel aus der Accademia Carrara in Bergamo birgt trotz ihres geringen Formats eine komplexe Komposition. Die in Tempera und Gold auf Kirschholz ausgeführte Madonna dell’Umiltà von um 1450 wird nunmehr statt Fra Angelico Benozzo Gozzoli zugeschrieben. Eher zart und keineswegs bildfüllend sind Mutter und Kind ins Zentrum gesetzt, wodurch dem spannungsgeladenen Hintergrund mehr Raum zugestanden wird. Dieser stellt eine bipolare Bildtheologie vor: Horizontal in zwei Hälften geteilt, entfaltet sich die göttliche Schöpfung in der oberen Partie in einem dunklen Hortus als prächtige Flora, während im unteren Feld ein verschwommener, geradezu fluider Grund evoziert wird, auf dem zwei musizierende Engel zu schweben scheinen. Die braun-, blau- und rotfleckigen Farbfluktuationen, die teils ins Gelbe oder Grünliche tendieren, bleiben auf bemerkenswerte Weise formlos. Bis heute wird diese eindrucksvolle macchia des Grundes gemeinhin als ›Marmorboden‹ gelesen. Dabei zeigt sich hier, so die leitende These, Farbe als schöpferische Substanz, als bewusst inszeniertes Substrat der geschaffenen Form.» weiterlesen» einklappen
Klassifikation
DDC Sachgruppe:
Zeitschriften, fortlaufende Sammelwerke