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Semantische Transformationen im 20. Jahrhundert: Rationalisierung, Ästhetisierung, Technisierung, Medialisierung

Laufzeit: ab 01.07.2013

Förderkennzeichen: GE 2332/2-1

Förderung durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projektmittel (€): 465.000

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Kurzfassung


In vier Fallstudien untersucht das Projekt Transformationsphasen der Semantik kollektiver Selbstdeutung im deutschsprachigen Raum zwischen der Jahrhundertwende und 1990. Heuristisch im Zentrum stehen dabei vier semantische Felder, die sich auf je verschiedene Weisen im Laufe des 20. Jahrhunderts zu Prozessbegriffen verdichtet haben und heute wichtige Konzepte der zeitgeschichtlichen Forschung darstellen: Rationalisierung, Ästhetisierung, Technisierung und Medialisierung. In der...In vier Fallstudien untersucht das Projekt Transformationsphasen der Semantik kollektiver Selbstdeutung im deutschsprachigen Raum zwischen der Jahrhundertwende und 1990. Heuristisch im Zentrum stehen dabei vier semantische Felder, die sich auf je verschiedene Weisen im Laufe des 20. Jahrhunderts zu Prozessbegriffen verdichtet haben und heute wichtige Konzepte der zeitgeschichtlichen Forschung darstellen: Rationalisierung, Ästhetisierung, Technisierung und Medialisierung. In der historisch-semantischen Untersuchung der Herkunftskontexte dieser Prozessannahmen will das Projekt übergreifende Grundstrukturen der historisch-sozialen Selbstverständigung im 20. Jahrhundert herausarbeiten.
Es gehört zu den Merkmalen der Moderne, besonders aber des 20. Jahrhunderts, Grundbegriffe der historisch-sozialen Sprache zu Prozessbegriffen umzuprägen: Erst die neu entstehende Sozialwissenschaft um 1900 machte aus dem Begriff der Rationalität einen Prozess der Rationalisierung; erst die moderne Kunst des frühen 20. Jahrhunderts verband mit der ästhetischen Darstellung von Wirklichkeit den Anspruch ihrer Ästhetisierung; erst die Technikerfahrungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führten zur Annahme einer Technisierung der gesamten Gesellschaft; und erst die Vereinheitlichung der Medien durch audio-visuelle und später digitale Elektronik hatte die Vorstellung einer allgemeinen Medialisierung der politischen Kultur zur Folge. In diesem Trend zur Prozessualität drückte sich – so die Ausgangshypothese des Projekts – ein grundlegender Wandel der historisch-semantischen Selbstverständigung im 20. Jahrhundert aus. An die Stelle jenes Bruchs zwischen der Erfahrungs- und der Erwartungsdimension historisch-sozialer Grundbegriffe, den die Begriffsgeschichte für den Beginn der Moderne (bis ca. 1850) diagnostiziert hat, trat im 20. Jahrhundert eine neuartige Verschränkung der zeitlichen Dimensionen von Selbstbeschreibungssemantiken. Die Semantiken und Diskurse, die jene Prozessbegriffe der Rationalisierung (um 1900), der Ästhetisierung (zwischen den Weltkriegen), der Technisierung (vor und nach 1945) und der Medialisierung (ab den 1960er Jahren) möglich machten, reflektierten nicht nur neue Erfahrungen und neue Erwartungen, sondern setzten sie auch strukturell in ein neues Verhältnis zueinander: sie postulierten (affirmativ oder kritisch) einen rasanten Wandel und artikulierten zugleich den Anspruch auf seine Einhegung und Kontrolle; sie objektivierten und anonymisierten menschliche Kulturleistungen und unterstellten ihnen zugleich eine kalkulierbare Dynamik; sie deuteten Gegenwartserfahrungen im Horizont angenommener Entwicklungen und errichteten zugleich einen imaginären Raum erwartbarer Erfahrung.
Den Herkunftskontexten der vier Transformationsbegriffe widmen sich die vier Teilstudien des Projekts jeweils dort, wo sie sich als Leitideen der Selbstverständigung allmählich herausbildeten, zu Prozessvorstellungen verdichteten und popularisiert wurden. So untersucht die erste Teilstudie das semantische Feld der Rationalisierung anhand einer Begriffsgeschichte des Wissens, der Wissenschaft und der Verwissenschaftlichung um 1900. Die zweite Teilstudie untersucht das Feld der Ästhetisierung mit Blick auf das so intensiv wie vielfältig diskutierte Verhältnis von Faktizität und Fiktionalität in der Zwischenkriegszeit. Die dritte Teilstudie untersucht das Feld der Technisierung in den Jahrzehnten vor und nach 1945 als Medium der Aufarbeitung von Machbarkeits- und Katastrophenerfahrungen. Die vierte Teilstudie untersucht das Feld der Medialisierung anhand der semantischen Veränderungen politischer Grundbegriffe im Kontext ihrer audiovisuellen Repräsentation seit den 1960er Jahren. In der sukzessiven Ablösung dieser Phasen und semantischen Felder will das Projekt zugleich komparativ mögliche Grundstrukturen der historisch-sozialen Selbstbeschreibung im 20. Jahrhunderts freilegen.
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  • Geschichte 20. Jahrhundert deutschsprachiger Raum Historische Semantik Kulturgeschichte der Moderne Ideen- Dikurs- und Begriffsgeschichte

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