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„Pretend Reading: Zugänge zu Bilderbüchern in gereimter Sprache – eine explorative Studie in Klasse 3“

Laufzeit: 01.04.2016 - 31.03.2019

Förderung durch: Profil hoch 3; Graduiertenakademie 'Bildung-Mensch-Umwelt' Förderung durch das Ministerium

Kurzfassung


Studien aus dem angloamerikanischen Sprachraum (u.a. Purcell-Gates 1988) haben gezeigt, dass Kinder, die noch nicht selbstständig schreiben können, in der Lage sind im Sinne konzeptioneller Schriftlichkeit zu formulieren: Wenn sie so tun, als ob sie ein Bilderbuch vorlesen (engl. Pretend Reading). Im Rahmen der vorliegenden explorativen Studie gilt es zu erforschen, welche Potentiale für sprachliche Transformationsprozesse das Pretend Reading als Form des (Nach)Erzählens und der mündlichen...Studien aus dem angloamerikanischen Sprachraum (u.a. Purcell-Gates 1988) haben gezeigt, dass Kinder, die noch nicht selbstständig schreiben können, in der Lage sind im Sinne konzeptioneller Schriftlichkeit zu formulieren: Wenn sie so tun, als ob sie ein Bilderbuch vorlesen (engl. Pretend Reading). Im Rahmen der vorliegenden explorativen Studie gilt es zu erforschen, welche Potentiale für sprachliche Transformationsprozesse das Pretend Reading als Form des (Nach)Erzählens und der mündlichen Textproduktion auch für literale SchülerInnen birgt. Vor diesem Hintergrund und der Annahme, dass der gereimten, rhythmischen Sprache sprachförderliche Potentiale innewohnen – u.a. mnemotechnische Funktion, potenzierte Semantik, Lernmöglichkeiten für DaZ-Lerner (vgl. Merklinger/Wittmer i.D.) –, wurde das Pretend Reading zu Bilderbüchern in gereimter Sprache mit DrittklässlerInnen aus zehn Klassen des Koblenzer Raums im Zeitraum von Oktober 2016 bis Dezember 2017 durchgeführt.

Im Rahmen der Erhebung wurde den SchülerInnen an sechs Terminen jeweils ein Bilderbuch zweimal vorgelesen. Anschließend erhielten die DrittklässlerInnen die Aufgabe, das Bilderbuch – in dem nun der Schrifttext abgeklebt war – studentischen ZuhörerInnen im Modus des Pretend Reading „vorzulesen“. Am Ende erfolgte – als didaktische Rahmung – eine Präsentation des Lieblingsbuches der Klasse vor einer Gruppe von ErstklässlerInnen.

Das umfangreiche Datenmaterial (490 Tonaufnahmen) wird in Auswahl transkribiert, wobei das Spektrum der Leseverständnisleistungen der Kinder (ELFE, Lenhard/Schneider 2006) ein zentrales Kriterium für die Auswahl darstellt. Die Transkripte werden sowohl sequenzanalytisch (vgl. z.B. Deppermann 2008) als auch inhaltsanalytisch (vgl. Kuckartz 2016) untersucht. Leitend dafür sind folgende Forschungsfragen, die es im Laufe des Forschungsprozesses weiter auszudifferenzieren gilt (vgl. Merklinger/Wittmer i.D.; Merklinger/Wittmer i.V.):

◾Welche sprachlichen Transformationsprozesse lassen sich beim Pretend Reading zu Bilderbüchern in gereimter Sprache bei DrittklässlerInnen rekonstruieren?
◾Wie nutzen die SchülerInnen dabei den Reim und Rhythmus der Bilderbuchvorgaben?

Im Mittelpunkt der Analyse steht, wie die DrittklässlerInnen ihre Erzählungen zu dem zuvor zweimal gehörten Bilderbuch ko-konstruieren. Dabei haben sich bisher folgende Kategorien herausgebildet, die das sequenzanalytische Vorgehen auch für die weitere Analyse leiten:

Sprachliche Transformationen

a) auf lexikalischer Ebene,
b) auf syntaktischer Ebene,
c) auf morphematischer Ebene,
d) auf bildlicher Ebene,
e) auf der Ebene der klanglichen Ähnlichkeiten.

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Testverfahren aus Teilstudie 1a können neben der Leseverständnisleistung zudem Zusammenhänge zwischen den sprachlichen Transformationsprozessen und dem Bildungshintergrund sowie ausgewählten bildungssprachlichen Fähigkeiten der SchülerInnen in den Blick genommen werden.

Inwiefern das Pretend Reading eine Möglichkeit sein kann, allen SchülerInnen einen Zugang zur mündlichen Textproduktion bzw. zum (Nach)Erzählen und damit eine Teilhabe an Schriftkultur zu eröffnen – unabhängig davon, ob sie die Fähigkeit besitzen, selbstständig zu schreiben und zu lesen – gilt es zu erforschen. Das wiederum kann für das Lernen in inklusiven Gruppen eine besondere Chance darstellen.

Literatur

Deppermann, Arnulf (2008), Gespräche analysieren. Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Kuckartz, Udo (2016), Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 3. überarbeitete Auflage. Weinheim / Basel: Beltz Juventa.

Lenhard, Wolfgang / Schneider, Wolfgang (2006), ELFE 1-6. Ein Leseverständnistest für Erst- bis Sechstklässler. Göttingen: Hogrefe.

Merklinger, Daniela / Wittmer, Sascha (i.D.), „Pretend Reading zu Bilderbüchern in gereimter Sprache“. In: Petra Anders / Petra Wieler (Hrsg.): Literalität und Partizipation. Reden, Schreiben, Gestalten in und zu Medien. Tübingen: Stauffenburg Verlag.

Merklinger, Daniela / Wittmer, Sascha (i.V.): „Pretend Reading. Potential für mündliche Textproduktionsprozesse“. In: Christina Bär / Benjamin Uhl (Hrsg.): Texteschreiben in der Grundschule - Zugänge zu kindlichen Perspektiven. Stuttgart: Fillibach bei Klett.

Purcell-Gates, Victoria (1988), „Lexical and Syntactic Knowledge of Written Narrative Held by Well-Read-To Kindergartners and Second Graders“. In: Research in the Teaching of English 22 (2), 128-160.
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