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Tankstellen und Raststätten. Station(en) des Transits in Literatur und Film

Laufzeit: 21.12.2021 - 17.03.2022

Partner: Dr. Timo Rouget

Kurzfassung


021 – inmitten der Pandemie, die durch die Mobilität einer globalisierten Gesellschaft so rasch an „Fahrt“ aufnehmen konnte – veröffentlichte Florian Werner Die Raststätte: Eine Liebeserklärung. Hierin heißt es: „In einer Gesellschaft, die Individualverkehr als Grundrecht betrachtet, nimmt die Bedeutung der Raststätte als Dienstleistungs- und Erholungsort stetig zu.“ Werner urteilt, dass man bei dem „Besuch einer Autobahnraststätte“ mehr „über die Kultur, Mentalität und Geschichte“ eines...021 – inmitten der Pandemie, die durch die Mobilität einer globalisierten Gesellschaft so rasch an „Fahrt“ aufnehmen konnte – veröffentlichte Florian Werner Die Raststätte: Eine Liebeserklärung. Hierin heißt es: „In einer Gesellschaft, die Individualverkehr als Grundrecht betrachtet, nimmt die Bedeutung der Raststätte als Dienstleistungs- und Erholungsort stetig zu.“ Werner urteilt, dass man bei dem „Besuch einer Autobahnraststätte“ mehr „über die Kultur, Mentalität und Geschichte“ eines Landes erfahren könne als bei der Besichtigung prominenter Sehenswürdigkeiten (Werner: Raststätte 2021, S. 8f.). Die hier beschriebene soziokulturelle Bedeutung der Raststätte und der dazugehörigen Tankstelle als Knotenpunkt verschiedenster Diskurse spiegelt auch deren vielfältige Ausprägungen in Literatur und Film wider:

In Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman Das Versprechen (1958) soll beispielsweise der Serienmörder an der einzigen Tankstelle zwischen Zürich und Chur gestellt werden; bei Saša Stanišić fungiert die „abgerockte ARAL-Tankstelle“ als „Jugendzentrum, Getränkelieferant, Tanzfläche, [und] Toilette“ gleichermaßen (Stanišić: Herkunft 2019, S. 127), während sie in Elfriede Jelineks Drama Raststätte oder Sie machens alle (1994) zum vermeintlichen Ort sexueller Ausschweifungen avanciert. In Actionfilmen ist die explodierende Tankstelle, etwa in der Eröffnungsszene in From Dusk till Dawn (1996), ein ikonisch gewordenes cineastisches Bild. Roadmovies, von Viscontis Ossessione (1943) über Godards Pierrot le fou (1965) bis hin zu Stones Natural Born Killers (1994), gestalten hingegen gerade für Liebespaare die Raststätte als Ort der – auch eskalativen – Begegnung sowie als eigenständigen Rückzugs- und Zwischenraum.

In ihrem Ensemble aus Straßen, Fahrzeugen, Zapfsäulen, Shops und Konsument:innen sind Tankstellen aus raumtheoretischer Perspektive ebenso transistorische Räume wie Transit-Orte, „an denen sich Menschen aufhalten, ohne zu bleiben“ (Wilhelmer: Transit-Orte 2015, S. 7). Das Individuum befindet sich bei einem Aufenthalt „in einem Schwebezustand des Noch-Nicht und Nicht-Mehr“, an einem „Ort des Dazwischen[s]“ (ebd., S. 38). Transit-Orte ermöglichen demzufolge eine „temporäre Verhandlung mit Differenzen“ (Borsò: Transistorische Räume 2015, S. 261). Transistorische Räume hingegen zeichnen sich durch „Beweglichkeit und Veränderlichkeit aus“ (ebd., S. 259).

Der künstlerischen Omnipräsenz der Tankstelle und Raststätte möchte unsere Tagung Rechnung tragen, indem sie deren vielfältigen Ausprägungen in Literatur und Film nachspürt, diese zu kontextualisieren sucht und damit über die gängige Kategorisierung als Nicht-Orte deutlich hinausgehen
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