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Bauchdeckenbelastbarkeit nach abdominalchirurgischen Eingriffen: Ergebnisse einer Klinik- und einer Patientenbefragung

Mainz: Univ. 2020 102 S.

Erscheinungsjahr: 2020

Publikationstyp: Buch (Dissertation)

Sprache: Deutsch

Doi/URN: urn:nbn:de:hebis:77-diss-1000035270

Volltext über DOI/URN

GeprüftBibliothek

Inhaltszusammenfassung


1. Einleitung Es fehlen evidenzbasierte Empfehlungen zur körperlichen Belastbarkeit nach abdominalchirurgischen Eingriffen. Die subjektive Leistungsfähigkeit und die Dauer der Arbeitsunfähigkeit hängen neben der Invasivität des Eingriffs und den Komplikationen oft von der ärztlichen Empfehlung ab. Lange Immobilisationszeiten sind heute zwar unüblich und Konzepte der Frühmobilisation werden propagiert, dennoch wird befürchtet die Entwicklung von Narbenhernien (NH) zu begünstigen. Eine unnötig...1. Einleitung Es fehlen evidenzbasierte Empfehlungen zur körperlichen Belastbarkeit nach abdominalchirurgischen Eingriffen. Die subjektive Leistungsfähigkeit und die Dauer der Arbeitsunfähigkeit hängen neben der Invasivität des Eingriffs und den Komplikationen oft von der ärztlichen Empfehlung ab. Lange Immobilisationszeiten sind heute zwar unüblich und Konzepte der Frühmobilisation werden propagiert, dennoch wird befürchtet die Entwicklung von Narbenhernien (NH) zu begünstigen. Eine unnötig lange Schonung schränkt die Lebensqualität sowie die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein und der sozioökonomische Schaden ist erheblich. Ziel dieser Studie war es, in zwei Untersuchungen einerseits die Empfehlungsrealität in Deutschland zu erfassen, als auch die körperliche Belastung nach abdominellen Eingriffen auf einen Zusammenhang hinsichtlich der Entwicklung von Narbenhernien zu untersuchen und in Beziehung zu setzen. 2. Material und Methoden 2016 wurden im Rahmen einer bundesweiten Klinikbefragung 1078 Fragebögen zu Verhaltensempfehlungen nach Laparoskopie (LS) und Laparotomie (LT) versendet. Von 2009-2016 wurden 951 Patienten nach LS oder LT und einen unkomplizierten perioperativen Verlauf aufwiesen, retrospektiv in das zweite Studienkollektiv eingeschlossen. Den Patienten wurde ein Fragebogen über u.a. OP, Gesundheitszustand, postoperativen Aktivitätslevel und Arbeitstätigkeit und der Entstehung von NH (Narbenhernien) sowie ein SF-12 Fragebogen zugesendet. 3. Ergebnisse 386 Institutionen (35,81%) nahmen an der Umfrage teil. Mehrheitlich wurden Empfehlungen zum Verhalten nach OP gegeben (LT 92,75%, LS 77,49%), die größtenteils (89,49%) nicht studienbasiert waren. Die Dauer der Entlastung nach LT betrug 6 Wochen, nach LS 2,5 Wochen. Das Tragen einer Bandage wurde nach LT in 22,19% empfohlen (4 Wochen), nach LS nur in 0,54%. Arbeitsunfähigkeit wurden für 3 Wochen (LT) bzw. 2 Wochen (LS) angeraten. Postoperative sexuelle Karenz wurde selten (LT 5,72%/LS 3,00%) befürwortet. 402 Patietenfragebögen wurden beantwortet (42,27%). (LS) waren mit 68,16% häufiger vertreten. In 36 Fällen (9,16%) entwickelte sich eine NH, seltener nach LS als nach LT (5,17% vs. 18,03%; p=0,00). Patienten mit NH waren älter (65,22 vs. 57,15 Jahre; p=0,01) und seltener berufstätig (33,33% vs. 59,55%; p=0,00). Im Hinblick auf Risikofaktoren der NH-Entwicklung (ASA, BMI, Rauchen, Diabetes mellitus) unterschieden sie sich nicht. Auch hinsichtlich körperlicher Belastung im Beruf und sportlicher Aktivität bestand kein signifikanter Unterschied. Postoperativ klagten Patienten mit einer NH im Verlauf öfter (p=0,03) und über stärkere Schmerzen (NAS 4,0 vs. 3,5; p=0,01). Postoperativ wurde oft keine Abdominalbandage verwendet (61,01%) und falls doch, dann am häufigsten für 2-4 Wochen (14,18%). Patienten mit NH nutzten diese postoperativ öfter (61,11% vs. 36,80; p=0,02). 13,16% aller Patienten berichteten über ein postoperatives Taubheitsgefühl der Bauchdecke, NH-Patienten häufiger (25,00% vs. 12,08%; p=0,04). Patienten ohne NH wiesen eine kürzere Zeit der postoperativen Schonung auf. 83,43% erreichten die Vollbelastung innerhalb von 4 Wochen postoperativ, NH-Patienten nur in 69,44% (p=0,02). Patienten, welche postoperativ nach 2 Wochen physisch aktiv waren, hatten eine um den Faktor 0,12 geringere Chance für die Entwicklung einer NH, als Patienten, welche sich dauerhaft nicht wieder belasteten (0,03-0,56 95% KI; p=0,01). 33,33% vs.11,01% (p=0,01) der Patienten mit vs. ohne NH konnten die subjektive vollständige Belastbarkeit nicht erreichen. In der Auswertung der SF-12 Fragebögen fühlten sich Patienten mit NH physisch (p=0,00) und psychisch (p=0,00) mehr beeinträchtigt. 4. Schlussfolgerung Für die in Deutschland empfohlene, wochenlange Belastungsrestriktion/Arbeitsunfähigkeit nach komplikationslosen Eingriffen gibt es aktuell keine Evidenz. Die Beratung des Patienten basiert auf Erfahrungen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine frühe Mobilisation unter beschwerdeadaptierter und zeitgerechter Vollbelastung kein Risikofaktor für die Entstehung von Narbenhernien darstellen könnte. Liberalere Algorithmen der postoperativen körperlichen Aufbelastung sollten propagiert und prospektiv evaluiert werden.» weiterlesen» einklappen

Autoren


Weber, Carsten Benjamin (Autor)

Klassifikation


DDC Sachgruppe:
Medizin