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Literary Psycholinguistics and the Poem

Mainz: Univ. 2020 165 S.

Erscheinungsjahr: 2020

Publikationstyp: Buch (Dissertation)

Sprache: Englisch

Doi/URN: urn:nbn:de:hebis:77-diss-1000032719

Volltext über DOI/URN

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Inhaltszusammenfassung


Die vorliegende Dissertation untersucht Prozesse und Mechanismen der Sprachwahrnehmung, die charakteristisch für die Rezeption literarischer Texte sind. Sie berichtet eine Reihe von Studien, die mittels behavioraler und elektrophysiologischer Messmethoden den Einfluss von Gattungskonzeptionen auf die Verarbeitung und Evaluation sprachlicher Reize untersuchen. Was diese Studien verbindet, ist die systematische Gegenüberstellung gedichtspezifischer und alltagssprachlicher bzw. prosaspezifisch...Die vorliegende Dissertation untersucht Prozesse und Mechanismen der Sprachwahrnehmung, die charakteristisch für die Rezeption literarischer Texte sind. Sie berichtet eine Reihe von Studien, die mittels behavioraler und elektrophysiologischer Messmethoden den Einfluss von Gattungskonzeptionen auf die Verarbeitung und Evaluation sprachlicher Reize untersuchen. Was diese Studien verbindet, ist die systematische Gegenüberstellung gedichtspezifischer und alltagssprachlicher bzw. prosaspezifischer Verarbeitungs- und Evaluationsroutinen unter Beibehaltung des sprachlichen Materials. Was diese Studien unterscheidet, sind die untersuchten Aspekte des Rezeptionsprozesses und die dazu verwendeten, der Psycholinguistik entlehnten Methoden. Kapitel 1 berichtet zwei Studien, die mithilfe systematisch gesammelter Leserintuitionen (Experiment 1a) und ereigniskorrelierter Hirnpotentiale (EKPs; Experiment 1b) untersuchen, welchen Einfluss Gedicht- und Verskonzeptionen auf das Echtzeitverstehen und die Beurteilung einzelner Sätze haben, die gattungstypische formale und semantische Merkmale aufweisen. Kapitel 2 berichtet weitere Analysen der in Experiment 1b gesammelten EEG-Daten. Mittels Zeit-Frequenz- und EKP-Analysen untersucht Experiment 1c den Einfluss von Gattungszuschreibung auf antizipatorische Aufmerksamkeit vor dem Lesen und auf die frühe Echtzeitverarbeitung geschriebener Sprache. Kapitel 3 berichtet eine Studie, die mithilfe kombinierter Blickbewegungsmessungen und Sprachaufnahmen (Experiment 2) untersucht, wie Gattungszuschreibung (Gedicht vs. literarische Prosa) das (Vor)lesen unbekannter Texte beeinflusst, und so behaviorale und akustische Marker dieser literarischen Lesemodi identifiziert. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen zielt diese Studie explizit darauf ab, distinktive Dynamiken gattungspezifischen Lesens zu erfassen. Kapitel 4 berichtet zwei Studien, die sich systematisch gesammelter Leserintuitionen bedienen, um den Einfluss syntaktischer und prosodischer Variablen auf die grammatische und literarisch-ästhetische Evaluation einzelner Verse (Experiment 3a) und Sätze (Experiment 3b) zu untersuchen. Diese Studien zeigen, dass erfahrene Leser die Textsorte Gedicht mit spezifischen grammatischen Strukturen und Merkmalen verbinden. Ich argumentiere, dass das Auftreten dieser Textmerkmale charakteristische Verarbeitungsschritte erfordert bzw. erleichtert, die von Lesern als spezifisch poetische Qualitäten des Textes und der Leseeerfahrung wahrgenommen werden. Kapitel 5 fasst die Resultate der berichteten Studien zusammen, bezieht sie auf einzelne Stufen des Rezeptionsprozesses und diskutiert die Grenzen ihrer Generalisierbarkeit. Das Kapitel schließt mit einem Ausblick auf mögliche zukünftige Forschungsfelder literarischer Psycholinguistik. Auf der Grundlage der gesammelten Beobachtungen ergibt sich folgende Liste gedichtspezifischer Anpassungen der Sprachverarbeitung und -evaluation. Die Konzeption der Textsorte Gedicht... 1. beeinflusst die Erwartungen und die Aufmerksamkeit der Leser bereits vor dem Lesen 2. bewirkt jedoch nicht, dass Leser prosodischen Rekurrenzen gesteigerte Aufmerksamkeit schenken 3. führt zu gattungsspezifischen Anpassungen des Leseverhaltens und der Blickbewegungsroutinen 4. bestimmt Strategien zur gattungsadäquaten phonetischen Realisierung sprachlicher Reize 5. beeinflusst zwar nicht die frühe Verarbeitung (scheinbarer) semantischer Inkongruenz, veranlasst Leser jedoch, sowohl während des Lesens als auch danach größeren Interpretationsaufwand zu betreiben, um zu einer kohärenten Bedeutungsrepräsentation zu gelangen 6. beeinflusst nicht die strategische Nutzung verarbeiteter prosodischer Regelmäßigkeiten (Metrum) beim Lesen 7. macht Leser resilienter gegenüber gattungstypischen historischen Wortformen, die ohne Kenntnis der Gattung kurzzeitig die verfügbaren kognitiven Ressourcen während des Lesens reduzieren 8. beinhaltet gattungsspezifische Evaluationskriterien für grammatische und semantische Merkmale sprachlicher Reize Gemeinsam betrachtet zeigen diese Resultate deutlich, dass literarische Gattungen selbst in der Konzeption literarischer Laien mit ausgewählten sprachlichen Konstruktionen und Merkmalen verknüpft sind, sowie mit adäquaten Anpassungen der Sprachverarbeitung und -evaluation. Diese Anpassungen betreffen sämtliche Stufen des literarischen Rezeptionsprozesses: die Aufmerksamkeit des Lesers vor dem Lesen, die Verarbeitungsroutinen während des Lesens, und die Evaluationskriterien für sprachliche Reize nach dem Lesen.» weiterlesen» einklappen

Autoren


Blohm, Stefan (Autor)

Klassifikation


DDC Sachgruppe:
Sprachwissenschaft, Linguistik