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Image- or Issue-Orientation? How the Presentation Modality Influences the Perception of Candidates in Televiesed Debates.

Politische Psychologie. Bd. 4. H. 2. 2015 S. 215 - 234

Erscheinungsjahr: 2015

ISBN/ISSN: 2193-3243

Publikationstyp: Zeitschriftenaufsatz

Sprache: Englisch

GeprüftBibliothek

Inhaltszusammenfassung


Bereits seit der ersten TV-Debatte in den USA zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon beschäftigt die Debattenforschung die Frage, welcher Kandidat als "Sieger" einer Debatte wahrgenommen wird und wie Rezipienten zu einem Urteil über den Debattensieger kommen (Benoit, Hansen & Verser, 2003; Maier & Faas, 2011). Im Nachgang dieses ersten TV-Duells entwickelte sich der Mythos in Medienberichterstattung und Forschung, dass der junge, attraktive Kennedy die Fernsehzuschauer auf Grund seiner Au...Bereits seit der ersten TV-Debatte in den USA zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon beschäftigt die Debattenforschung die Frage, welcher Kandidat als "Sieger" einer Debatte wahrgenommen wird und wie Rezipienten zu einem Urteil über den Debattensieger kommen (Benoit, Hansen & Verser, 2003; Maier & Faas, 2011). Im Nachgang dieses ersten TV-Duells entwickelte sich der Mythos in Medienberichterstattung und Forschung, dass der junge, attraktive Kennedy die Fernsehzuschauer auf Grund seiner Ausstrahlung und seines Charmes überzeugt hätte, während Radiohörer dieses Duells eher auf die Argumente der Kandidaten geachtet und Nixon als Sieger der Duells wahrgenommen hätten. Obwohl dieser Befund empirisch kaum zu belegen ist, beschäftigt die Frage nach dem Einfluss von Modalitäten bei TV-Debatten die empirische Debattenforschung (Reinemann, 2007). Um dieser Frage im Kontext des deutschen Wahlkampfs nachzugehen, wurde zum TV-Duell der Bundestagswahl 2013 ein Live-Experiment durchgeführt. Dabei wurde in zwei Experimentalgruppen die Modalität des Duells (Audiovideo vs. Audio) bei der Rezeption variiert. Basierend auf Forschung zu Modalitäteneffekten und dem Elaboration-Likelihood-Modell (ELM), gehen wir davon aus, dass in der audiovisuellen Experimentalbedingung die wahrgenommenen Persönlichkeitseigenschaften bzw. das Image des Kandidaten die wichtigste Rolle für das Urteil über die Debattenleistung spielen, während in der Audio-Bedingung vor allem die Issue-Übereinstimmung von Bedeutung ist (H1). Des Weiteren wird angenommen, dass bei der Rezeption der Audiovideo-Version des Duells rollenferne Persönlichkeitseigenschaften (Integrität, Sympathie, Ausstrahlung) von Bedeutung für die Evaluation der Debattenleistung sind, während in der Audio-Bedingung rollennahe Eigenschaften (Kompetenz, Führungsstärke) wichtiger sind (H2). Der Zusammenhang zwischen Modalität und Evaluationskriterien (Image vs. Issues) auf der einen Seite sowie die Beziehung zwischen diesen Kriterien und der Bewertung der Debattenleistung - so eine weitere Annahme - wird durch das politische Interesse moderiert (H3a und H3b). Die vorliegende Studie wurde mit 117 Teilnehmern während des TV-Duells 2013 zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück durchgeführt. Während 78 Teilnehmer der Studie das Duell als audiovisuelle Version (d.h. in Form der Fernsehübertragung) verfolgten, hörten 39 Teilnehmer das Duell als Audioversion (d.h. in Form der Radioübertragung). Nach dem Duell wurden die zentralen abhängigen Variablen wahrgenommenen Image-Dimensionen der Kandidaten (Kompetenz, Führungsstärke, Integrität, unpolitische Eigenschaften), die Issue-Übereinstimmung mit beiden Kandidaten und die wahrgenommene Debattenleistung erhoben. Das allgemeine politische Interesse der Teilnehmer wurde vor dem Duell erfasst. Wie in Hypothese H1 angenommen zeigt der Vergleich der Regressionsgewichte als Prädiktoren der Debattenleistung einen signifikanten Einfluss der Image-Dimensionen in der Audiovideo-Gruppe, während in der Audiogruppe die Übereinstimmung mit den im Duell diskutierten Positionen eine größere Rolle spielt. Hypothese H2 besagt, dass unpolitische Eigenschaften der Kandidaten wie z.B. Integrität, Ausstrahlung und Sympathie in der Audiovideo-Bedingung eine größere Rolle spielen, während die Teilnehmer in der Audio-Bedingung ihr Urteil über die Debattenleistung eher auf politische Eigenschaften wie die Einschätzung der Kompetenz des Kandidaten stützen. Auch diese Hypothese konnte durch signifikante Regressionsgewichte der eher unpolitischen Eigenschaften in der Audiovideo-Bedingung sowie ein signifikantes Regressionsgewicht der Eigenschaft Kompetenz für die Debattenleistung in der Audiogruppe bestätigt werden. Schließlich konnten wir innerhalb eines moderierten Mediationsmodells feststellen, dass politisches Interesse die Zusammenhänge zwischen der Modalität und den Bewertungskriterien auf zweierlei Arten beeinflusst: Zunächst besteht lediglich für politisch weniger interessierte Versuchspersonen ein Unterschied in den Bewertungskriterien (Image vs. Issues), der auf die Modalität zurückzuführen ist. Außerdem basiert die Entscheidung darüber, wer in der Debatte gut abgeschnitten hat, bei politisch interessierten Personen eher auf der Übereinstimmung mit den Issue-Positionen der Kandidaten als auf den Eigenschaften. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Annahmen aus früheren Studien zum Einfluss der Modalität auf Bewertungskriterien der TV-Debatte bestätigt werden konnten. Es ist jedoch ebenfalls wichtig festzuhalten, dass diese Effekte nicht gleichförmig für alle Rezipienten des Duells zutreffen, sondern Personenvariablen wie politisches Interesse eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung dieses Wahlkampfformats spielen» weiterlesen» einklappen

  • Television
  • Debate
  • Influence
  • Politics

Autoren


Otto, Lukas (Autor)
Glogger, Isabella (Autor)

Klassifikation


DFG Fachgebiet:
Psychologie

DDC Sachgruppe:
Psychologie

Verknüpfte Personen