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Gleichwertige Lebensverhältnisse? Zur Entwicklung ländlicher Räume in Hessen

Rosa Luxemburg Stiftung (Hrsg). Luxemburg. 2020

Erscheinungsjahr: 2020

Publikationstyp: Diverses

Sprache: Deutsch

Inhaltszusammenfassung


Angesichts der auffällig hohen Stimmengewinne rechtspopulistischer Parteien in strukturschwachen und ländlichen Räumen erfahren regionale Disparitäten und der Umgang mit ihnen über Expertenkreise hinaus Aufmerksamkeit. Politik, Medien und Wissen- schaft beziehen sich hierbei auf die «Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse» als übergeordnetes Ziel von Raumordnungspolitik. Aus der Perspektive von Kritischer Geographie und Kritischer Regionalwissenschaft untersucht die vorliegende Studie die E...Angesichts der auffällig hohen Stimmengewinne rechtspopulistischer Parteien in strukturschwachen und ländlichen Räumen erfahren regionale Disparitäten und der Umgang mit ihnen über Expertenkreise hinaus Aufmerksamkeit. Politik, Medien und Wissen- schaft beziehen sich hierbei auf die «Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse» als übergeordnetes Ziel von Raumordnungspolitik. Aus der Perspektive von Kritischer Geographie und Kritischer Regionalwissenschaft untersucht die vorliegende Studie die Ent- wicklung ländlicher Räume in Hessen und die gegenwärtige hessische Struktur- und Regionalpolitik. Sie fragt darüber hinaus, wie eine linke Politik auf dem und für das Land aussehen kann, die strukturelle Benachteiligungen ländlicher Regionen adressiert und dort eine Verbesserung der Lebensverhältnisse anstrebt. Wie kann ein «progressiver Ruralismus» an bestehende Ansätze ländlicher Entwicklung anschließen und darüber hinausgehen, um gesellschaftliche Utopien jenseits großstädtischer akademischer Milieus zu entwickeln? Zu Beginn steht eine kritische Auseinandersetzung mit dem politischen Handlungsziel «Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse», das – wenn es nicht zu ei- ner bedeutungslosen Kompromissformel verkommen soll – mit konkreten Inhalten gefüllt werden muss. Darauf aufbauend umreißt die Studie Veränderungen hinsichtlich der staatlichen Aufgabe der Daseinsvorsorge und sozialräumlicher Disparitäten im Zuge von Neoliberalismus und Austerität. Vor diesem Hintergrund werden relevante Entwicklungen in den ländlichen Räumen Hessens in Bezug auf die Siedlungsstruktur, Wohlstandsverteilung, Versorgung mit Ärzt*innen, Schulen und anderen Infrastrukturen aufgezeigt und kartographisch dargestellt. Es zeigt sich, dass Hessen von einem deutlichen Gefälle zwischen der urbanisierten Rhein-Main-Region und seinen tendenziell perpherisierten Landesteilen gekennzeichnet ist. Dörfer und Kleinstädte in der Rhein-Main-Region stehen sozioökonomisch tendenziell deutlich besser da und haben mehr Infrastrukturen als kleine Siedlungen im Rest des Landes. Andererseits sind Groß- und Mittelstädte mit gewissen Zentralitätsfunktionen in den ländlichen Räumen sozioökonomisch schlechter gestellt als solche in der Rhein-Main-Region. Die ländlichen, weniger gut ausgestatteten Teilräume Mittel- und Nordhessens sowie im Odenwald sind innerhalb Hessens mit seiner sozialräumlichen Polarisierung diejenigen Orte, denen sich eine Politik für ländliche Räume in besonderer Weise annehmen sollte. Die Ergebnisse unserer an die Kulturelle Politische Ökonomie angelehnten Analyse der Struktur- und Regionalpolitik in Hessen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Ländliche Räume und ihre spezifischen Probleme haben in der Landespolitik durchaus einen Bedeutungsgewinn erfahren. Da dieser Politik jedoch ein Steuerungsansatz zugrunde liegt, der sich auf Aktivierung und Herstellung von Chancengleichheit beschränkt – im Sinne von gleichen Chancen für alle, am Markt und am Wettbewerb teilzunehmen –, bleiben damit strukturelle Ursachen wachsender sozial- räumlicher Disparitäten unberührt. Hierzu gehört die unzureichende finanzielle Grundausstattung vieler Kommunen, denen trotz diverser Sonder- und Ent - schuldungsprogramme und einer ausgeweiteten projektorientierten Förderpolitik weiterhin die Mittel fehlen, gute Lebensverhältnisse für alle Menschen sicherzustellen und sozialen Spaltungen entgegenzuwirken. Unterfinanzierung, Verschuldung und Investi- tionsstau sind und bleiben die zentralen Probleme der Kommunen im ländlichen Raum Hessens. Die Studie schließt in Anlehnung an das «Manifesto for Progressive Ruralism in an Urbanizing World» mit Überlegungen für einen «progressiven Ruralismus» ab. Entscheidend für die Herstellung besserer Lebensverhältnisse auf dem Land ist, ob es gelingt, solidari- sche Wege aus der Unterfinanzierung zu finden und Politik auf dem und für das Land zu demokratisieren. Beides, eine ausreichende Finanzierung und Demokratisierung, sind notwendige Voraussetzung für soziale und räumliche Gerechtigkeit. Die Studie enthält eine Reihe von konkreten Vorschlägen, wie diese Ziele erreicht werden können. Diese schließen auch an Überlegungen an, die derzeit innerhalb der Linken unter den Stichworten «sozialökologische Transformationen» und «Stärkung sozialer Infrastrukturen» diskutiert wer- den. Zudem geht sie auf die wichtige Frage ein, wie Fragen der ländlichen Entwicklung wieder politisiert werden und wie mögliche Bündnisse aussehen könnten, die einen «progressiven Ruralismus» vertreten. Denn dieser ist auf milieu- und parteiübergreifende Ko- alitionen angewiesen.» weiterlesen» einklappen

Autoren


Belina, Bernd (Autor)
Naumann, Matthias (Autor)

Klassifikation


DFG Fachgebiet:
- ohne Zuordnung

DDC Sachgruppe:
Geowissenschaften

Verknüpfte Personen


Beteiligte Einrichtungen