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Konsekutivdolmetschen und Notation

Frankfurt: Lang 2002 259 S.

Erscheinungsjahr: 2002

ISBN/ISSN: 3-631-39856-5

Publikationstyp: Buch (Dissertation)

Sprache: Deutsch

Doi/URN: urn:nbn:de:hebis:77-34375

Volltext über DOI/URN

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Inhaltszusammenfassung


Die Dissertation Konsekutivdolmetschen und Notation entstand aus der Überlegung heraus, dass eine Praktikerin, zuvor Diplom-Dolmetscherin für Französisch und Englisch beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, in die Lehrtätigkeit, an den FASK Germersheim, wechselte, um dort Studierenden u.a. Konsekutivdolmetschen Französisch-Deutsch beizubringen. Die Suche nach wissenschaftlicher Literatur über Konsekutivdolmetschen und Notation, nach einer fundierten Methodik für die Lehre, erwies si...Die Dissertation Konsekutivdolmetschen und Notation entstand aus der Überlegung heraus, dass eine Praktikerin, zuvor Diplom-Dolmetscherin für Französisch und Englisch beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, in die Lehrtätigkeit, an den FASK Germersheim, wechselte, um dort Studierenden u.a. Konsekutivdolmetschen Französisch-Deutsch beizubringen. Die Suche nach wissenschaftlicher Literatur über Konsekutivdolmetschen und Notation, nach einer fundierten Methodik für die Lehre, erwies sich als wenig fruchtbar. So reifte der Entschluss, mit Studierenden und professionellen DolmetscherInnen eine experimentelle Studie durchzuführen. Mit Hilfe einer von den Germersheimer Technikern konzipierten Spezialkamera wurde die Notizennahme von insgesamt 28 ProbandInnen, denen über Video die Fernsehansprache des französischen Staatspräsidenten zum Jahreswechsel 1996/1997 eingespielt wurde, gefilmt. Das Besondere an diesen Filmaufnahmen der Notizen war die mitlaufende Zeitschaltuhr. Damit konnte der zeitliche Abstand (Décalage) zur Originalrede gemessen werden. In der Verschriftung wurden die Originalrede, die Notizen und die Wiedergabe in ihrem temporalen Verlauf aufgezeichnet. Die Sekundeneinteilung auch der Wiedergabe war notwendig, um Aussagen über die Flüssigkeit des Redevortrags, Verzögerungen, Pausen, etc. machen zu können. Auch nonverbale Elemente wurden durch in Klammern hinter die jeweilige Äußerung gesetzte Anmerkungen integriert. Die Leistungen der ProbandInnen wurden von drei Dozentinnen bewertet. Die Auswertung der empirischen Daten erfolgte unter folgenden Aspekten: 1. Wie wird notiert (Effizienz und Knappheit), d.h. auf welche Sprache(n), Symbole, Abkürzungen greifen die ProbandInnen zurück? 2. Was wird notiert (Quantität und Auswahl)? 3. Wie wird strukturiert, d.h. erfolgt eine durch die optische Anordnung sichtbare Informationsgewichtung und ?strukturierung? 4. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Décalage (Abstand zum Originalredner) und Verarbeitungsqualität? 5. Welche Bedeutung kommt dem Gedächtnis, dem Wissen und der Erfahrung in der Notation zu? 6. Erfolgt ein Verstehen des Textes als kommunikativem Ganzen, d.h. werden die situativ-funktionalen und textinternen stilistischen Elemente in die Sprachproduktion integriert? Bei der Auswertung der Dolmetschleistungen wurde deutlich, wie komplex die Gesamtoperation Konsekutivdolmetschen ist, die sich aus zahlreichen miteinander vernetzten Teilen zusammensetzt. Faktoren wie Übung, Erfahrung, Wissen, das Verfügen über Sachkenntnis und Problemlösestrategien, spielen in diesem Prozess eine erhebliche Rolle. Studierende sind Anfänger, Novizen, die über diese Kompetenzen nicht verfügen. Die Probleme, die durch die Analyse der Konsekutivleistungen und vor allem der Notizen in den Untersuchungen deutlich geworden sind, haben gezeigt, wie mühsam es ist, die erforderlichen Fertigkeiten zu erwerben. Dabei ist es sicherlich sinnvoll, im didaktischen Ansatz Einzeloperationen aus der Gesamtoperation herauszulösen, und diese getrennt zu behandeln, für Einzelbereiche die Fähigkeit zum Problemlösen zu trainieren, wobei jedoch die Vernetzung aller Operationen nicht aus dem Auge verloren werden darf. Eine wesentliche Operation im Konsekutivdolmetschen ist das Verstehen. Dies bedeutet für die Ausbilder, Verstehenstechniken zu vermitteln. Insgesamt geht es darum, den Lernprozess so zu gestalten, dass Studierenden Strategien vermittelt werden, die es ihnen ermöglichen, defizitäre Daten der Textoberfläche durch differenzierte Erwartungsstrukturen zu ergänzen und zu lernen, Sinn zu konstruieren. In Bezug auf die Notation lassen die in der Untersuchung enthaltenen Daten den Schluss zu, dass es bei der Notation nicht um Fragen wie zielsprachliches oder ausgangssprachliches Notieren oder die Anzahl von Symbolen geht, sondern darum zu vermitteln, dass 1. ein deutlich geschriebenes Notationssystem mit automatisierten Abkürzungsregeln und einem eindeutigen Stamm an Symbolen Zeitersparnis bewirkt, die für andere Operationen genutzt werden kann; 2. Verben und Tempusangaben für die Rekonstruktion des Gesagten ein wesentlicher Faktor sind; 3. Informationsgewichtung und ?strukturierung in den Notizen die Verstehensoperationen intensivieren und die Textproduktion erleichtern; 4. Segmentierung und räumliche Anordnung in den Notizen das Zuordnen erleichtern und die Sprachproduktion positiv beeinflussen; 5. die Notation von Verknüpfungsmitteln ein wesentliches Element für die Herstellung von Kohäsion ist; 6. das Décalage in Abhängigkeit vom Faktor Verstehen Schwankungen unterworfen ist und sein darf; 7. jede Person das für sie individuelle Décalage herausfinden muss; 8. ein anhaltendes Décalage von mehr als 7 Sekunden zu Defiziten im Verstehens- oder im Notationsprozess führt; 9. diskontinuierliches Notieren zur Informationsstrukturierung oder ?vervollständigung hilfreich sein kann; 10. rhetorische Merkmale in der Textproduktion leichter berücksichtigt werden, wenn diese in den Notizen markiert sind. Und schließlich haben die Beobachtungen gezeigt, wie hilfreich für die Studierenden eine intensive Auseinandersetzung mit der Notation ist, wie wichtig ein trainiertes, verlässliches, effizientes Notationssystem als eine Teiloperation ist, die den Verstehensprozess stützt und damit entscheidenden Einfluss auf die Qualität der zielsprachlichen Umsetzung nimmt.» weiterlesen» einklappen

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Sprachwissenschaft, Linguistik

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